Tag 10, Dienstag, 30.07.2019

Sonnenaufgang: 04:28 Uhr | Sonnenuntergang: 22:37 Uhr

Entfernung Stop
Icelandair Hotel Myvatn
162 km in 02:15 Stunden The Arctic Henge
50 km in 57 Minuten Raudinupur Cape
27,7 km in 40 Minuten Pizza essen in Kopasker bei Skerjakolla
30 km in 25 Minuten Dettifoss Guesthouse
= 269,7 km in 4:15 Stunden Fahrtzeit

The Arctic Henge

Ausgehend vom Myvatn See war es jetzt unser Ziel, den nördlichsten Islands zu erkunden. Eine lange Zeit dieses Tages war nördlich des Polarkreises geplant. Wir hatten insgesamt einige Stopps vorgesehen, unter anderem an einem alten Flugzeugwrack und auf einer Halbinsel, über die man wandern kann, um Vögel zu beobachten.

Als wir jedoch morgens am Myvatn Hotel starteten, fuhren wir direkt unter tiefgrauem Himmel los und immer wieder in nassen Nebel hinein. Dazu kam, dass der Wind, je nördlicher wir kamen, immer weiter zugenommen hat. Unser erstes Ziel für diesen Tag sollte das Flugzeugwrack des Flugzeugs Douglas R4D-6 41-50187 südwestlich des Flugplatzes von Þórshöfn sein. Als wir jedoch auf der Ruckelstraße 85 waren und die ersten 100 km hinter uns gebracht hatten, haben wir uns entschieden das Flugzeugwrack, bei dem wir uns weder mit der Koordinate noch mit der Parksituation noch mit der Fußentfernung sicher waren, nicht zu suchen. Dafür war die Kombination aus Wetter und Laune nicht ausreichend und die 125 km Umweg konnten wir uns auch sparen. Wir sind deshalb auf direktem Wege weiter zum Heimskautsgerðið (engl.: Arctic Henge) in Raufarhöfn gefahren.

Hier haben die Bewohner des 200-Seelen Fischerdorfs Raufarhöfn eine riesige Sonnenuhr mit dem Vorbild von Stonehenge gebaut. Das ganze ist vollständig für Touristen gebaut und hat keinen historischen Ursprung – sieht aber durch die spitzen Formen irgendwie verwunschen aus und die Hoffnung auf einen Touristenmagnet hier im äußersten und gefühlt totesten Teil Islands scheint zu fruchten: Wir sind hier hin gefahren, um die Steinformation zu sehen. Raufarhöfn ist ein Ort, der direkt über dem Polarkreis in Küstennähe liegt.

Die ganze Anlage ist offiziell noch “Under Construction”. Als wir hier ankamen sah man das jedoch nur an den Parkplätzen. Von der Einfahrtsstraße sehr gut zu erreichen wurden hier zwei große Parkplätze errichtet, die jedoch noch nicht vollständig fertig waren. Hier war noch Flatterband, das die Parkplätze absperrte. Von diesen Parkplätzen ist der Weg zum Arctic Henge sehr kurz und gut ausgebaut. Wir mussten ca. 50 m weiter fahren auf einen Schotterparkplatz, um den Arctic Henge von der anderen Seite aus zu erreichen. Auch die Zufahrtsstraße ist aktuell noch eine Schotterstraße (aber nicht so schlimm wie andere). Unser Eindruck war, dass auch diese Straße bald asphaltiert werden sollte.

Als wir hier auf dem Parkplatz ankamen, war es extrem stürmisch. Wir mussten uns wirklich gegen den Wind lehnen, um nicht umzufallen. Als wir die Autotüren aufgemacht haben, ist sogar eine Tüte von uns weggeflogen, hinter der Paul todesmutig hinterhergerannt ist. Erst an einem Schafszaun ist sie gestoppt worden, wo sie wieder eingesammelt werden konnte. Neben dem Wind war es hier auch etwas diesig.

Nach der Rescue-Aktion für unseren Plastikmüll haben wir uns erstmal richtig eingepackt: Mit Mütze, Schal, Handschuhen und Winterjacken ausgestattet haben wir uns auf den Weg zum eigentlichen Ziel, der steinernen Sonnenuhr gemacht. Die Atmosphäre, die diese Steine transportieren sollen, wurde an diesem Tag durch das schlechte Wetter umso mehr verstärkt, weshalb uns das Wetter hier nichts ausgemacht hat. Es war schon ungemütlich, aber irgendwie passend ungemütlich für diesen Ort.

Die Sonnenuhr hat einen Durchmesser von 50 m und besteht aus drei Steinbögen, die an den vier Seiten des Geländes aufgestellt sind. In der Mitte befindet sich eine dritte Steinpyramide, durch die man auch laufen kann. Alle Steinbögen haben eine Höhe von 6 m, wobei die Pyramide in der Mitte sogar 10 m hoch ist. Die Lage vom Arctic Henge ermöglicht – bei klarer Sicht – einen 360 Grad Rundblick über das ganze Gebiet – ausnahmsweise ohne Berge. Hohe Gebäude sind in Island ja sowieso rar. Als wir da waren, war es jedoch so stürmisch und diesig, dass wir nicht einmal 10 m weit schauen konnten. Für uns sind trotzdem spannende Bilder entstanden, die die Atmosphäre ideal eingefangen haben. Die Aussicht bei klarerer Sicht wäre aber auch sicherlich spannend gewesen.

The Arctic Henge soll übrigens noch weiter ausgebaut werden. Es sollen beispielsweise Polarsternsäulen und Skulpturen im Inneren des Bauwerkes folgen.

Raudinupur Cape

Der weitere Weg vom Arctic Henge verlief wieder Richtung Westen, zum 50 km entfernten Raudinupur Cape. Hier ragen riesge Felsen aus dem Wasser hinaus, es gibt einen schönen Leuchtturm und einen steinigen Strand, so die Theorie. Von der Straße 870 hatten wir uns zwei Straßen heraus gesucht, über die man das Kap erreichen kann. Die erste Straße, die man aus Richtung Osten erreicht, führt zu einer kleinen Farm. Von dieser Farm kann man – so sieht es zumindest auf Google Maps aus – am Strand zu Fuß weiter laufen bis zum Leuchtturm. Diese Straße sieht auf den Satellitenbildern auch besser ausgebaut aus, als die Straße, die wir fahren wollten: die westliche Straße, die am Wasser entlang führt.

Die Einfahrt zur westliche Straße ist lediglich 3 km von der oben beschriebenen Straße entfernt, sodass wir entschieden haben, zunächst zu schauen wie schlimm diese Straße ist, um uns den Fußweg durch den starken Wind zu ersparen. Als wir an der Straße ankamen, sah diese problemlos zu passieren aus, sodass wir hier eingebogen sind. Nach einer 5 km langen Ruckelpiste kamen wir an dieser Straße jedoch an ein verschlossenes Tor. Deutsch wie wir sind, haben wir uns nicht getraut dieses Tor zu öffnen, und die Fahrt zum Ziel fortzusetzen. Also sind wir umgedreht. Wir haben uns auch entschieden, den östlichen Weg nicht noch zu testen. Es hat uns die Muße gefehlt, einen weiten Weg, von dem wir nicht mal wussten ob er tatsächlich existiert, bei dem miesen Wetter zu erkunden.

Im Nachhinein ärgern wir uns etwas, das Tor nicht geöffnet zu haben – aber wer weiß was für Gründe zum Schließen des Tors geführt haben. Auf jeden Fall ist es schade, hier nicht gewesen zu sein, die Bilder im Internet sahen sehr schön aus…

Pizza essen in Kopasker bei Skerjakolla

Etwas frustriert, sowohl von der ewigen Fahrt als auch vom Wetter und dem nicht erreichten Raudinupur Cape, haben wir uns kurzerhand entschieden, zu schauen, ob wir uns irgendwo hinsetzen können, um einen heißen Tee zu trinken. Spoiler: im äußersten Nordosten Islands, nördlich des Polarkreis, ist so wenig los, dass sich Cafes einfach nicht lohnen. Lediglich 15 km entfernt haben wir im Ort Kopasker einen Supermarkt gefunden, der auch Pizza anbietet. Glücklicherweise lag dieser Ort sogar auf unserem weiteren Weg zum Dettifoss Guesthouse, wo wir an diesem Tag übernachten wollten.

Der Ort Kopasker kam uns etwas wie eine Oase mitten im Nirgends vor. Der Nordosten ist wirklich sehr weitläufig und man fährt lange durch ziemlich öde Landschaften. Ich glaube ohne Spotify Podcasts hätten wir diesen Weg nicht halb so gut überstanden. Wenn man die Straße 85 ein ganzes Stück gefahren ist, tauchen irgendwann aus heiterem Himmel Häuser auf, die zum Ort Kopasker gehören. Nach der leeren Tristesse des grauen Wegs nach Kopasker war es für uns ein ganz komisches Gefühl einen ganz normalen Ort vorzufinden, in dem sogar Menschen auf den Straßen waren. Angefühlt hat sich das alles jedoch nach einer komischen eingeschworenen Dorfgemeinde. Auf diese Weise haben wir uns, als wir an unserem Ziel Skerjakolla ankamen, kaum getraut aus dem Auto auszusteigen. Hier gab es keine großen Hinweisschilder auf den Supermarkt – für uns sah das ganze von außen eher nach einem Gemeindezentrum oder ähnlichem aus…

Google Maps Rezensionen zeigten jedoch exakt das Gebäude, vor dem wir standen und schwärmten von der guten Pizza, die es hier geben solle. Wir haben uns schlussendlich doch getraut, aus dem Auto auszusteigen und zu schauen, was sich hinter den schlichten weißen Türen verbirgt.

Nach dem Öffnen der Tür war die leichte Anspannung schnell vergessen: man findet (oh Wunder) einen ganz normalen Supermarkt vor. Vor der Kasse ist ein Sofa und mehrere Tische aufgestellt, an dem man warme Gerichte essen kann. Die Karte hierzu lag an der Kasse aus und wir konnten uns eine Pizza aussuchen, die wir essen wollten. Lediglich Thunfisch fehlte auf dieser Karte, sodass wir keine Tonno-Pizza ordern konnten. Halb so wild.

Das Lokal war wirklich gut besucht, wenn auch hauptsächlich von Touristen. Wir waren überhaupt ziemlich erstaunt, hier Touristen zu sehen, weil wir auf dem ganzen Weg sonst kaum jemanden gesehen haben, der nach Tourist aussah. Hier im Lokal waren gleich drei Tische mit Umherreisenden belegt, sodass nur noch das Sofa für uns übrig blieb, um auf unsere Pizza zu warten. Und man kann es nicht anders sagen: Die Pizza, die einige Minuten später kam, war wirklich erstaunlich gut.

Dettifoss Guesthouse

Unterkunft bei Booking.com
Webseite der Unterkunft

Dettifoss Guesthouse Datum: 30. – 31.07.2019
Check In 17:00 – 21:00 Uhr
Check Out 07:00 - 11:00 Uhr
Inklusivleistungen Parkplatz
Bemerkung Zweibettzimmer mit Gemeinschaftsbad
Preis: 90 €

Wir hatten uns den Tag eigentlich anders vorgestellt, aber dadurch, dass das Wetter im Nordosten so schlecht war haben wir auf unserer Tagesroute drei Punkte gestrichen und waren schon um 15 Uhr am Guesthouse. Wir wussten, dass wir erst ab 17:00 Uhr einchecken konnten, aber wir sind einfach schon einmal auf das Gelände gefahren. Leider hat uns niemand die Tür geöffnet als wir geklingelt haben sodass wir uns einfach ins Auto gesetzt und auf die Gastgeberin gewartet haben. Um 16:15 Uhr kam dann auch jemand und hat uns reingelassen.

Das Dettifoss Guesthouse ist ein gut ausgestattetes Guesthouse mit wenig Service. Nachdem wir unser Zimmer zugeteilt bekommen haben und uns die Küche und der Aufenthalts-/Essraum gezeigt wurde, haben wir die Eigentümer bzw. die Angestellten nicht mehr wieder gesehen.

Unser Zimmer hatte zwei Betten, einen Kleiderschrank, einen relativ großen Schreibtisch, sowie ein Waschbecken. Schräg gegenüber von unserem Zimmer waren drei Toilettenräume mit Duschen. Diese drei Duschen haben sich alle Zimmer auf der Flurseite geteilt. Die Badezimmer wurde gerade frisch renoviert und sahen sehr modern aus. Das Dettifoss Guesthouse verfügt über eine gut ausgestattete Küche mit vielen hochwertigen Elektrogeräten, die man selbstverständlich nutzen durfte, sowie einen sehr großen Essensraum mit Sofa in der Ecke und Fernseher an der Wand.

Da wir am Anfang noch alleine in der Unterkunft waren, haben wir uns dort auch noch ein bisschen umgeguckt. Es gab am Ende unseres Flures noch ein sehr großes Zimmer mit mehreren Betten, separatem Eingang und einem eigenen Tisch im Zimmer. Die andere Flurseite der Unterkunft konnte sich noch nicht so glücklich schätzen wie wir, denn dort waren die Badezimmer noch nicht renoviert.

Im Flur, für alle Gäste zugänglich, stand ein Wäscheständer. Hier konnte man z. B. seine Badesachen trocknen, wenn man das gegenüberliegende Schwimmbad genutzt hat.

Bei Abreise legt man seinen Zimmerschlüssel einfach auf den Tisch vorne im Flur und verlässt die Unterkunft. Es war alles total sauber, wir haben uns sehr wohl gefühlt. Wir konnten uns frei bewegen und haben den restlichen Nachmittag am Anreisetag genutzt, um schon einmal ein paar Reisetexte zu schreiben und Bilder zu sortieren.

Wir würden hier immer wieder übernachten und fanden den Preis von 90 € für 2 Personen für isländische Verhältnisse sehr günstig. Im übrigen war das Dettifoss Guesthouse auch die günstigste Unterkunft unserer ganzen Reise - und das für eine Unterkunft, die nur 15 km vom bekannten Dettifoss entfernt liegt!