Tag 19, Donnerstag 08.08.2019
Sonnenaufgang: 04:57 Uhr | Sonnenuntergang: 22:07 Uhr
Entfernung | Stop | |
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Laugarvatn Hostel | ||
141 km in 02:30 Stunden | Landmannalaugar | |
70 km in 01:41 Stunden | Afternoon Cottages | |
= 211 km in 4:11 Stunden Fahrtzeit |
Unsere Reise verlief bisher ja fast ausschließlich an der Küste Islands entlang. Hier findet man auch die meisten Sehenswürdigkeiten, welche auch am besten erschlossenen sind. Wasserfälle, Klippen, Geothermal- und Lavafelder bekommt man in den Küstenregionen zu sehen. Aber das karge Hochland von Island hat eine ganz andere Magie. Im Zentrum des Landes gibt es viele ziemlich unerschlossene Flächen, über die man nur über ziemlich miese Straßen gelangt. Was man hier machen kann? Natur genießen.
Der einzige Haken: die mieserablen Straßen sind so mieserabel, dass man hier gar nicht immer hinkommt. Und schon gar nicht mit einem regulären PKW. Die meisten Straßen in Island, die ins Hochland führen, führen in Furten mitten durch Flussläufe, weshalb diese Straßen F-Straßen genannt werden (der Name der Straße beginnt mit einem F). Diese F-Straßen dürfen ausschließlich von Jeeps mit Allradantrieb befahren werden. Weder PKWs mit Allradantrieb noch SUVs mit Vorderradantrieb sind hier erlaubt.
Natürlich gibt es auch im Hochland einige Spots, wie beispielsweise Campingplätze. An diesen Orten gibt es in aller Regel Ranger, die einen beraten können, welche Strecken aktuell passierbar sind, und welche man besser meiden sollte. Gerade wir mit unserem kleinen Jimny hatten etwas Angst vor den doch recht tief wirkenden Furten.
Landmannalaugar
Schon lange vor unserer Reise sind wir über den Namen Landmannalaugar gestolpert. Hierbei handelt es sich um ein ziemlich weitläufiges Gebiet im Hochland im Südwesten von Island. Alle Bilder, die wir vorher von diesem unvorstellbaren Ort gesehen hatten, waren einfach traumhaft schön, sodass wir fest den Entschluss gefasst haben, Landmannalaugar auf unserer Reise anzusteuern.
Landmannalaugar ist gar nicht so einfach zu erreichen. Da es im Hochland liegt, gibt es generell nur wenige und dazu schlechte Straßen, die häufig sogar durch Flüsse führen. Wir hatten Glück, dass wir aus Westen kamen und uns den Weg im Grunde aussuchen konnten. Wir haben uns nach Absicherung von einigen Experten in der “Reisen in Island”-Facebookgruppe dazu entschieden, über die Straße F208 von Norden hier hinzufahren. Die F208 ist eine von drei Straßen, die hier ins Hochland fühen und gleichzeitig die einzige Straße ohne Furten. Aber die Straße hatte es trozdem ziemlich in sich: wir sind, ohne zu übertreiben, über 20 km lang über eine derartig üble Buckelpiste gefahren, dass wir nie schneller als 20 km/h fahren konnten. Unser Jimny hatte einfach auch keine guten Stoßdämpfer – wir sind in der Zwischenzeit schon von ca. fünf größeren und besser gefederten Jeeps überholt werden, die bestimmt auch fast doppelt so schnell fahren konnten, wie wir.
Leider stimmte das “ohne Furten” nicht so ganz. Direkt vor dem Campingplatz Landmannalaugar gab es zwei recht tiefe Furten, die wir nicht ohne weiteres durchfahren wollten. Hier waren wir aber auch nicht die einzigen, die vor den Furten zurückgeschreckt sind, sodass sich vor der ersten der beiden Furten bereits ein Parkplatz gebildet hat. Von diesem Parkplatz führten jedoch eigene Wege mit Fußgängerbrücken über die Furten zum Camp. Am Camp gibt es einen Informationspunkt, an dem Ranger sitzen, die sowohl den Campingplatz verwalten und Tagespässe für die sanitären Anlagen verkaufen als auch Wanderkarten für das Landmannalaugar-Gebiet verkauften.
Nach einer kurzen Rücksprache mit den Rangern vorort (“I’ve seen cars of that type crossing the river. Just ensure to drive slowly to make sure the engine does not die.“) haben wir unser Auto aber dann doch recht unkompliziert durch die Furten manövriert und direkt am Camp geparkt.
Endlich am Parkplatz angekommen, mussten wir uns noch entscheiden, welchen Wanderweg wir nehmen sollten. Das Gebiet ist wirklich riesig und ziemlich weitläufig und bietet zuhauf Wanderwege an. Die Karte, die man am Informationspunkt hätte kaufen können, gibt es in einer etwas älteren aber immer noch passenden Version übrigens bei landmannalaugar.info zum kostenlosen Download.
Alle Strecken hier im Landmannalaugar Gebiet sind ziemlich weit, weshalb wir uns auch einen ganzen Tag freigehalten haben, um hier nicht in Stress zu verfallen, sondern in Ruhe wandern konnten. Trotzdem hatten wir keine Muße 8 oder mehr Kilometer zu laufen, weshalb de facto nur zwei verschiedene Wanderrouten für uns infrage kamen:
- Laugahraun – Brennisteinsalda – Grænagil, 4,3 km, die man in 1,5 - 2 Stunden laufen können soll, Schwierigkeitsstufe 1 (“Unebene Stellen, die kürzlich ausgebessert worden sind”)
- Bláhnjúkur 5,7 km, die man in 2,5 - 3,5 Stunden laufen können soll, Schwierigkeitsstufe 2 (“Ein steiler aber relativ kurzer Weg”)
Die aktuelle Karte der Wanderwege weist übrigens die folgenden Wege aus:
- Laugahraun aka „Laugar-loop“: 4,3 km in 1,5 – 2 Stunden, lt. Aushang „Easy hike“
- Brennisteinsalda: 6,5 km in 2 – 3 Stunden, lt. Aushang „Moderate hike“
- Bláhnúkur: 5,7 km in 2,5 – 3,5 Stunden, lt. Aushang „Moderate hike“
- Suðurnámur: 8,5km in 3 – 4,5 Stunden, lt. Aushang „Moderate hike“
- Ljótipollur: 13,2 km in 4 – 6 Stunden
- Skalli: 15 km in 6 - 8,5 Stunden
- Háalda: 17 km in 6,5 – 9 Stunden
In unserer Naivität haben wir gedacht, wir könnten ja wohl den Weg über den Bláhnjúkur laufen. Von diesem Weg haben wir auch im Voraus schon gelesen, dass er die schönsten Aussichten auf das Gebiet bietet. Nach den ersten 300 m haben wir den Aufstieg auf den Berg Bláhnjúkur gesehen, der in keinster Weise so aussah, als könnten wir den schaffen. Kurzerhand haben wir also umdisponiert und sind 100 m zurückgelaufen, um den laut Plan einfacheren Weg durch das Lavafeld Laugahraun anzutreten. An dieser Stelle war dann unsere Motivation so bei 20 % angekommen. Paul war dafür verantwotlich vorher zu recherchieren, welche Wege hier für uns machbar sind, dann sind wir eine gefühlte Ewigkeit über die beschissensten Straßen gefahren, die wir je fahren mussten, haben extra eine Unterkunft (die Afternoon Cottages, siehe unten) mitten im Nirgends gebucht, um im Landmannalaugar wandern gehen zu können und jetzt ist der Weg, den wir laufen wollten zu schwer. Schöne Scheiße.
Soviel zu unserer Laune, als wir dann doch den “einfachen” Weg durch das Lavafeld angetreten sind. In der Retrospektive lässt sich das hier jetzt alles sehr gut schreiben, den Moment konnten wir aber hier nicht gemeinsam genießen (Laura war wohl sauer… 😛).
Der Weg startete recht seicht und fast ohne Steigungen an einem netten Flusslauf. Am Fluss entlang führte der Weg dann langsam hinein in das Lavafeld. Der Weg war hier ziemlich gut durch Holzpfähle gekennzeichnet, die am oberen Rand weiß angemalt waren. Wir hatten richtig Glück mit dem Wetter, wir sind konstant unter blauem Himmel gelaufen und die Sonne hat stellenweise richtig geknallt. Gut, dass in Island die Sonne aber nicht so eine üble Kraft hat, denn Schatten hätte hier nichts gespendet.
Nachdem wir den Flusslauf verlassen hatten, liefen wir mitten in das Laugahraun Lavafeld hinein. Gleichzeitig mit der Umgebung veränderte sich auch der Anstregungsgrad des Weges. Gerade noch sind wir entspannt über einen (zum Teil vielleicht schon etwas schmalen) Weg am Fluss entlang gelaufen und schon kletterten wir über Lavasteine. Der erste Teil des Weges war hier vielleicht auch noch okay, aber irgendwann mussten wir die Holzpfähle, die uns den Weg weisten, schon wie in einem Suchbild suchen. Überall gab es hier den schwarzen Stein und eine grandiose Aussicht auf bunte Berge.
Irgendwann, nach ca. einem Drittel des Weges haben wir eine Pause gemacht. Wir waren beide völlig durchgeschwitzt und mussten erstmal wieder durchatmen. Hier auf den Lavasteinen gibt es immer wieder ganz gute Gelegenheiten, sich hinzusetzen, wobei es nach dem Sitzen nur noch schwerer fällt, weiterzulaufen. Wir hatten noch ein paar belegte Brote dabei, die wir auch an dieser Stelle gegessen haben.
Nach der kurzen Pause ging es dann weiter. Schon von dem Punkt, an dem wir Pause gemacht haben, konnten wir die Dampfsäule der heißen Schwefelquellen am Fuß des Vulkans Brennisteinsalda sehen. Genau hierhin führte auch unser weiterer Weg. Irgendwann kamen wir an einen langen recht steilen und sehr breiten Weg, den wir noch einge Meter bergauf folgen mussten. Dieser breite Weg war gleichzeitig auch das Ende des großen Lavafeldes. Ab hier begonn eine weitere, wieder vollständig andere Etappe unserer Wanderung.
An den stinkenden Dampfsäulen selbst haben wir uns gar nicht lange aufgehalten. Im ganzen Landmannalaugar Gebiet soll es mehrere Stellen geben mit vulkanischer Aktivität, daher kommt übrigens auch der Name: Landmannalaugar heißt übersetzt so viel wie “die warmen Quellen der Leute von Land”.
Als wir auch die Schwefelgase hinter uns gelassen haben, haben wir auch den Weg verlassen, der mit den weißen Pfählen markiert war. Wir wussten ja, dass wir den kürzesten der Wege gewählt hatten und hatten eine grobe Orientierung, die uns gesagt hat, dass wir uns im Grunde immer rechts halten mussten, weshalb es für uns an dieser Stelle offensichtlich war, dass wir ab sofort den roten Pfählen folgen mussten, als keine weißen mehr zu sehen waren.
Als wir am breiten, mit roten Pfählen gespickten, Weg ankamen, sind wir auch an einem Wegweiser angekommen, der sowohl Hrafntinnusker als auch Landmannalaugar ausgeschilderte. Landmannalaugar war von hier noch 2,4 km entfernt. Die Motivation, die ja schon sehr früh einen herben Schlag bekommen hatte, war jetzt noch weiter gefallen. Wir hatten halt wirklich erst die Hälfte hinter uns. Der ganze Weg sollte ja nur 4,3 km lang sein.
Aber wie auch beim ersten Wechsel von Fluss auf Lavafeld änderte sich hier der Schwierigkeitsgrad des Weges enorm: Wir mussten nicht mehr klettern, sondern konnten relativ entspannt dem breiten Laugarvegur (so heißt der Weg offenbar) folgen. Der Weg verlief fast konstant bergab (wir waren ja auch lange sehr anstrengend über das Lavagebiet hier hochgeklettert) und hinter jeder Kurve hatte man eine andere faszinierende Aussicht auf umliegende Bergketten. Die Sicht auf diese Bergketten ist wirklich grandios und für uns das eigentliche Highlight einer jeden Wanderung in Landmannalaugar. Die Bergketten sind richtig bunt. Die Hänge der Berge sind in so vielen verschiedenen Farben, die alle natürlichen Ursprungs sind. Mineralien aus vulkanischem Ursprung (Schwefel, Pechstein, Kalk, Eisen) und Moos machen die Berge zu einem richtig tollen Farbenspiel.
Als wir den Weg ein kleines Stück gelaufen waren, haben wir noch eine weitere Pause eingelegt, in der wir eine kurze Zeitrafferaufnahme der Berge gemacht haben (und die restlichen Schnittchen gegessen haben 😛). Diese Aussicht hat einfach auch eine so enorme Anziehungskraft, dass wir den Blick erst einmal genießen mussten.
Als wir weiter gelaufen sind und den Großteil der erklommenen Höhenmeter wieder herabgestiegen waren, kamen wir noch an mehrere Aussichtsplattformen, von denen aus sich ein ziemlich perfekter Blick auf die Bergketten bot. Einfach toll aber nach zwei Stunden wandern waren wir eigentlich auch schon ziemlich geschafft…
Kurz vor Ende des Weges gab es noch eine letzte Aussichtsplattform, von der aus man noch einen guten Blick über das Camp hatte und noch eine weitere bunte Bergkette sehen konnte. Der Weg führte von hier aus dann über kurze Serpentinen hinab zum Camp, wo wir uns dann auf echte Holzbänke setzen konnten, um einen letzten Schluck zu trinken. Irgendwann, als wir wieder Puste hatten, sind wir dann zum Auto gelaufen und sind über die Straße F225 Landmannaleið in Richtung Südwesten aus dem Hochland heraus gefahren. Die Straße war genauso übel wie die auf der Hinfahrt mit dem Unterschied, dass es hier sogar noch zwei kleine Furten gab, die wir durchqueren mussten. Aber schon die Ranger bei Landmannalaugar haben uns gesagt, dass diese kleiner ist als die Furt am Camp. So war es auch, sodass wir hier problemlos durchfahren konnten und irgendwann wieder auf besseren (wenn auch kaum asphaltierten) Straßen ankamen, um zu unserer Unterkunft zu kommen.
Fazit: Wer die Möglichkeit hat nach Landmannalaugar zu fahren, sollte es unbedingt machen. Man muss nicht zwangsweise einen 4x4 Mietwagen dazu buchen, sondern kann auch geführte Tagestouren oder den Bus nehmen, der einen zum Camp und Ausgangspunkt für die Wanderungen fährt.
Wir sind unsere Wanderroute links gestartet. Man hätte auch direkt rechts den Berg hoch laufen – und hier ziemlich unkompliziert die tollen Aussichtsplattformen erreichen können. So spart man sich einen großen Teil der anstrengenden Wanderung, die aber irgendwie auch zum Erlebnis dazu gehört. Wenn man keine so gute Kondition hat, könnte aber aber im Camp starten und nur bis zu den Schwefelquellen laufen und so das Lavafeld gänzlich auslassen.
Rückweg
Der Rückweg war nicht minder Spannend als der Hinweg. Neben den beiden Furten direkt bei Landmannalaugar mussten wir noch durch eine weitere Furt auf der F-225, die jedoch gar nicht so tief war. Im Video ist die Strecke ganz gut zusammengefasst.
Afternoon Cottages
Afternoon Cottages | Datum: 08. - 09.08.2019 | |
Check In | 16:00 - 00:00 | |
Check Out | 06:00 - 11:00 | |
Bemerkung | Cottage mit 1 Schlafzimmer und Bad + Küchenzeile. Die Schlüssel für die Unterkunft befinden sich in einem Schließfach. Weitere Anweisungen dazu erhalten Sie vor Ihrer Anreise von Ihrem Gastgeber. | |
Preis: 151,08 € |
Auch auf diese Unterkunft haben wir uns sehr gefreut. Die Fotos bei booking.com sahen vielversprechend aus: Wir hatten uns wieder eine Hütte mitten im Nirgendwo gemietet, die alles bot, was wir brauchten. Es gab einen großen Raum mit Bett, zwei Sessel, einen Esstisch mit Stühlen und eine Küchenzeile mit Herd und Mikrowelle. An Tellern, Besteck, Gläsern und Basics wie Salz, Pfeffer, Öl oder Zewa war alles da.
An der Eingangstür gab es eine Garderobe mit Schuhschrank und eine Tür, die ins geräumige Badezimmer führte.
Die Hütte war wieder sehr stilvoll und hochwertig (u.a. mit großem Fernseher) eingerichtet. Es lagen sogar wieder kleine Betthupferl bereit.
Eine Terrasse lud an der Unterkunft zum Verweilen ein, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Durch die vielen Fenster konnten wir in die Berge schauen.
Den Eigentümer haben wir auch hier wieder nicht selbst kennen gelernt. Ca. eine Woche bevor wir hier einchecken sollten, haben wir eine E-Mail bekommen, dass er uns leider nicht persönlich in Empfang nehmen kann, aber schon einmal eine Anleitung schickt, wie wir in die Hütte kommen. In der E-Mail stand auch, dass wir uns auf jeden Fall melden sollen, wenn wir drin sind. Dies haben wir auch nach Ankunft gemacht und sehr schnell eine Antwort bekommen. Um zu dieser abgelegenen Unterkunft zu kommen braucht man keinen 4x4. Man muss sich aber darauf einstellen, dass es eine ordentliche Ruckelpiste ist – egal von wo man kommt. Diese Unterkunft eignet sich besonders gut wenn man nach Landmannalaugar fahren möchte! Also zusammengefasst: Tolle Unterkunft, in der wir uns richtig wohl gefühlt haben. Sehr gut ausgestattet und mit einer perfekten Größe konnten wir hier mal wieder alle Sachen aus dem Auto holen und unsere Koffer schon einmal fürs Flugzeug packen. Wir würden gerne noch einmal wiederkommen, um hier für ein paar Tage auf Nordlichtsuche zu gehen.