Tag 11, Mittwoch, 31.07.2019
Sonnenaufgang: 04:31 Uhr | Sonnenuntergang: 22:33 Uhr
Entfernung | Stop | |
---|---|---|
Dettifoss Guesthouse | ||
67 km in 50 Minuten | Walmuseum Husavik | |
47,5 km in 40 Minuten | Godafoss | |
43,3 km in 40 Minuten | Christmas House | |
12 km in 15 Minuten | Akureyri | |
43,5 km in 40 Minuten | Dalvik | |
33,4 km in 40 Minuten | Leyningsfoss | |
40 km in 40 Minuten | Guesthouse Gimbur | |
= 287,7 km in 4:25 Stunden Fahrtzeit |
Am elften Tag unserer Rundreise ging es im Norden noch weiter. Nur das nördlichste – den Nordosten – haben wir jetzt hinter uns gelassen. Nachdem der Vortag nicht so überzeugend war, sowohl was die (nicht vorhandenen?) Stops angeht, noch was das Wetter angeht, haben wir abends noch etwas recherchiert, was man im Norden noch machen konnte. Im Guesthouse lag sogar noch eine Karte des Nordens aus, die noch etwas Inspirationen bringen konnte.
Walmuseum Husavik
Auf unserem Weg Richtung Westen war die erste größere Stadt, die wir durchqueren sollten, die Stadt Husavik. Die hatten wir ja nun bereits am Tag 8 besucht. Auf der anderen Seite: Dem Walmuseum hatten wir an dem Tag keine Aufmerksamkeit geschenkt – warum eigentlich? Kurzerhand haben wir uns deshalb entschlossen, die schöne Stadt noch ein zweites Mal zu besuchen, um auch dem Walmuseum eine Chance zu geben.
Schon morgens hatten wir an diesem Tag bestes Wetter. Das Wetter hat in Kombination mit dem tollen Weg der Straße 85, die ein ganzes Stück nah am Meer entlang führt, wirklich gute Laune gemacht. Hier hat sich bei uns irgendwie das Wort Panoramastraße etabliert, weshalb wir unbedingt diese Straße hier erwähnen wollten (Check ✔️).
Als wir in Husavik ankamen, haben wir uns zunächst wieder gefragt, wo wir denn parken können. Das Walmuseum hat selbst einen Parkplatz, an dem ein Schild angeschlagen ist, das eine maximale Parkdauer von 90 Minuten festlegt. Für den Besuch des Walmuseums sollte das auf jeden Fall reichen, weshalb wir diese praktischste Option der Parkmöglichkeiten ergriffen haben. Lediglich schwierig ist es, möglichen Politessen (gibt es sowas in Island überhaupt?) unsere Ankunftszeit mitzuteilen, da wir keine Parkscheibe im Mietwagen hatten. Nach einem kurzen Blick hinter die Windschutzscheiben der anderen parkenden Autos haben wir entschieden, es ihnen gleich zu tun und keine Parkscheibe auszulegen. Zuvor hatten wir in isländischen Autos schon fest verklebte Parkscheiben gesehen, die jedoch nicht zu unserer Auto-Ausstattung gehörte.
Das Walmuseum in Husavik ist das größte Walmuseum Islands (was praktischerweise unseres Eindrucks nach gar nicht so schwierig ist. Bis auf das Perlan in Reykjavik sind alle Museen doch recht überschaubar). Das Walmuseum in Husavik ist wirklich eines der größeren Museen in Island. Auf zwei Etagen findet man viel Informatives und Beeindruckendes über Wale. Das Museum ist in etwa zweigeteilt: im unteren Bereich gibt es viele Informationstafeln und kleinere Ausstellungsstücke und im oberen Bereich sind viele Skelette ausgestellt. Die dort ausgestellten Skelette stammen alle entweder von gestrandeten und dabei verendeten Walen oder von in Netzen ertrunkenen Walen. Spannend ist auch, wie diese Skelette überhaupt präpariert werden, damit sie hier ausgestellt werden können. Es benötigt offenbar bis zu zwei Jahre, bis die ganzen Knochen frei vom Fleisch und Ölen sind (Walknochen sind offenbar sehr ölig). Danach müssen die Knochen fein säuberlich zusammengepuzzelt werden – und zum Teil mit Pappmaché verbunden werden, das den Halt der in der Zwischenzeit verrotteten Knorpelmasse übernimmt. Wenn so ein Wal dann ausgestellt ist, ist er einfach riesig. Neben den ganzen Walen im Obergeschoss findet sich im Erdgeschoss noch ein weiteres riesiges Walskelett in einem Nebenraum, der genau so lang ist wie der gesamte Haupt-Ausstellungsraum. Diese ganze Länge wird hie benötigt, um ein einziges Walskelett zu präsentieren.
Genug zu den Skeletten, natürlich gab es auch viel Informatives: feinsäuberliche Beschreibungen aller bekannten Walrassen inklusive der Einordnung in Tierarten – aber auch kuriose Infos wie die über Einhörner. Die magischen Hörner der Einhörner sind nämlich eigentlich die Stoßzähne der Narwale. Eines dieser inzwischen seltenen Hörner des Einhorns ist hier auch ausgestellt. Die Informationstafeln sind alle dreisprachig: Isländisch, Englisch und Deutsch. Für diverse andere Sprachen (Französisch, Spanisch, Niederländisch, …) liegen am Eingang Übersetzungsbroschüren aus. Neben den Ausstellungsstücken befindet sich in einer Ecke der Ausstellung eine Sitzecke, an der es kostenfreien Kaffee, Tee und Wasser gibt, welches man trinken kann während man in der Bibliothek vorort stöbert.
Im oberen Teil gab es neben der Ausstellung diverser Skelette noch einen Teil über die (inzwischen verbotene) Waljagd, einen Film über Wale und einige echte Teile von Walen zum Anfassen (z. B. ein Teil einer Rückenflosse eines Delfins oder auch Teile von Schwanzflossen liegen hier aus). Zu guter Letzt befinden sich hier noch einige künstlerische Räume, die auch ohne Kunstaffinität sehr nett anzuschauen sind.
Den langwierigen Weg wieder nach Husavik haben wir in folgendem Video festgehalten:
Godafoss
Gegen Mittag haben wir unseren zweiten Stop erreicht: mal wieder einen Wasserfall. Wir hatten überlegt, den Godafoss bereits an Tag 7 zu besuchen – das war der Tag, an dem wir am Myvatn-See angekommen sind. Das hat uns hier noch einmal bewusst gemacht, was für einen Schlenker nach Nordosten wir in den letzten paar Tagen gefahren sind. Aber hey: wir haben in der Zwischenzeit den Polarkreis überschritten!
Und der Godafoss hat es auch in sich. Als wir hier waren, kam uns alles sehr frisch angelegt vor. Es gab zwei Parkplätze, einer kurz vor dem Godafoss, einer kurz nach dem Godafoss – und beide sind recht groß. Um den Fluss Skjálfandafljót führen sehr gut ausgebaute Wege, die von beiden Parkplätzen zu erreichen sind. Die beiden Flussseiten sind sogar über eine eigene Fußgängerbrücke nahe der Straße miteinander verbunden, sodass es letztendlich egal ist, welchen der beiden Parkplätze man nutzt.
Wir haben den rechten Parkplatz genommen und sind von dort aus in Richtung Wasserfall gelaufen. Von dieser Seite hat man einen super Ausblick über den Wasserfall. Es gibt zwei, drei Punkte auf verschiedenen Höhen, an denen man gut stehen bleiben kann, um Fotos zu machen oder den Anblick einfach zu genießen. Natürlich waren wir hier auch nicht die einzigen, sodass wir etwas aufgepasst haben, wem wir gerade in welche Kamera laufen. Von der rechten Seite, an der die Aussicht zwar toll ist, aber die Entfernung zum Wasserfall noch recht groß ist, sind wir über die Fußgängerbrücke auf die andere Seite gelaufen.
Das ganze Gelände ist ziemlich weitläufig, sodass wir einen guten Kilometer gelaufen sind, bis wir auf der anderen Seite angekommen sind. Das ist aber gar nichts gegen die Gesamtlänge des Flusses: mit einer Länge von 180 km ist der Skjálfandafljót der viertlängste Fluss Islands. Dadurch, dass der Weg am Godafoss echt nett angelegt ist, macht diese Entfernung aber auch überhaupt nichts aus. Es geht jedoch an einigen Stellen immer mal etwas auf und ab, aber immer mit einer schönen Aussicht – man kommt nämlich auch an dem etwas unscheinbareren Geitafoss vorbei. Auf diesen Wasserfall hat man definitiv links des Flusses den besseren Ausblick. Hier führt sogar ein eigener Weg näher am Wasserfall vorbei – und offenbarte uns einen Blick auf einen vom Wasserfall erzeugten Regenbogen. Am Ende des Weges zum Godafoss gibt es noch eine Möglichkeit, eine steile felsige Treppe in Richtung Flussbett zu laufen, um fast unmittelbar an die Stelle zu gelangen, an der der Godafoss 12 m tief in den Skjálfandafljót stürzt. Hier hat man auch einen noch tolleren Blick auf die Felsen, die in die kleine Schlucht des Flusses führen. Alternativ kann man aber auch dem Weg weiter nach oben folgen, um an eine weitere halbrunde Aussichtsplattform zu gelangen. Umrundet mit einem Geländer und ausgestattet mit einer Bank kann man hier das Rauschen des Wasserfalls genießen. Die Plattform ist etwas höher als der Wasserfall gelegen, sodass man sogar etwas über den Wasserfall hinweg sehen kann. Bei blauem Himmel und der Sonne im Nacken hat diese Aussicht auf jeden Fall richtig Laune gemacht!
Der Godafoss hat seinen Wasserfall übrigens einer Legende nach vom Wechsel der alten “heidnischen Gottesbilder” zum Christentum. Es wird erzählt, dass die alten Gottesbilder um das Jahr 1000 herum in den “Wasserfall der Götter” (isl.: Godafoss) geworfen wurden, zugunsten des christlichen Gottes.
Unweit vom Godafoss hat sich touristischerweise ein Laden angesiedelt. Neben Souvenirs und einem kleinen Restaurant gibt es hier auch Toiletten. Auf dem Rückweg zum Auto haben wir uns überlegt, diese Toiletten noch einmal zu nutzen, bevor es weiter in Richtung Westen geht. Als wir hier jedoch die Schilder gelesen haben, die eine Toilettengebür von 2 € bzw. 2 USD forderten, sind wir gleich rückwärts wieder aus dem Laden hinausgegangen.
Tunnel Vadlaheidi
Als nächstes Ziel haben wir uns einen Besuch der Stadt Akureyri vorgenommen. Akureyri ist von Osten über drei Wege zu erreichen: der längste Weg führt an der Küste entlang über die Straßen 83 / 84, alterativ kann man den zwei Kilometer kürzeren Weg über den 325m hohen Víkurskarð Bergpass fahren. Seit Anfang 2019 gibt es nun auch einen Tunnel, den Vaðlaheiðargöng, der den früheren Weg um weitere 12 km verkürzt.
Der Tunnel ist insgesamt 7,2 km lang und seine Eröffnung wurde wegen Heißwasserausbrüchen über ein Jahr immer wieder verschoben. Als wir jedoch nach Akureyri gefahren sind, konnten wir diesen Weg nehmen. Inzwischen führt sogar die Ringstraße durch diesen Tunnel.
Dieser Tunnel ist der erste Tunnel, durch den wir in Island gefahren sind. Im Norden gibt es davon eigentlich recht viele, wobei der Tunnel durch das Vaðlaheiði Bergmassiv speziell ist, weil für jedes passierende Auto eine Maut verlangt wird. Für Fahrzeuge unter 3,5 t müssen 1.500 ISK gezahlt werden – wenn die Zahlung nicht bis zu drei Stunden nach Durchfahrt durchgeführt wurde, fällt sogar eine Summe von 2.500 ISK an. Hiermit sollen die Baukosten innerhalb von 25 Jahren refinanziert werden. Zur Zahlung dieser Maut gibt es am Tunnel selbst gar keine Möglichkeit, da sie online durchgeführt werden muss. Sowohl über die Webseite tunnel.is oder über eine App lässt sich die Bezahlung aber ohne größere Probleme bewerkstelligen. Hier gibt man sein Nummernschild an und die Kreditkartendaten und fertig ist der Zauber.
Akureyri
Hinter dem Tunnel begann – wir sagten es erst scherzhaft, mussten aber dann lachen, als es wirklich stimmte – eine neue Welt. Der Norden war bis hier hin sehr rau und wir sind in den letzten Kilometern eher durch ödes Land gefahren, als wir den Tunnel jedoch verließen war auf einmal wieder viel Sonne da (Capt’n Obvious hat gesprochen) und wir kamen wieder am Meer an. Darüber hinaus war der Weg bis hier hin eher spärlich besiedelt und auf einmal kamen wir an einem belebten Flugplatz vorbei hin zu einer echten Stadt, wie man sie sich vorstellt.
Akureyri ist die größte Stadt in Island, die nicht in der Metropolregion von Reykjavik liegt. Mit 17.295 Einwohnern (Stand 2010) ist die Stadt für hiesige Verhältnisse zwar immer noch klein, aber in Island reicht das für die schönste Fußgängerzone, die wir bisher gesehen haben.
Als wir in die Stadt hinein fuhren, sind wir einfach am Wasser entlang gefahren, um einen Parkplatz zu finden. Irgendwann mussten wir an einer Ampel halten (Ampeln sind wirklich rar in Island) und haben durch Zufall die Herzampeln von Akureyri gefunden! Direkt an den Ampeln gab es einen Parkplatz an der rechten Seite. Hier haben wir unser Auto abgestellt und zunächst erkundet, wo wir überhaupt gelandet sind. Zufälligerweise sind wir direkt im Kultur- und Konferenzzentrum Hof angekommen, in dem sich auch die Touristeninformation von Akureyri befindet. Hier hatten wir noch mehr Glück, denn im Keller befanden sich hier auch Toiletten, die man kostenlos nutzen durfte.
Nach dem Besuch der Toiletten haben wir uns die Flyer der Touristeninformation angesehen. Wirklich stark hatten wir uns vorher mit Akureyri nämlich nicht beschäftigt, weshalb Informationen an dieser Stelle wirklich eine kostbare Ressource waren. Da wir bisher noch nichts gegessen hatten, ist uns besonders der Flyer für einen HotDog Stand aufgefallen. Darüber hinaus gab es aber auch Flyer zu vielen anderen Regionen und Städten im Norden. Unter anderem auch zu den Westfjorden, Snaefellsnes etc.
Halb von Neugier, halb von Hunger angetrieben sind wir in Richtung Innenstadt gelaufen, um den beworbenen HotDog Stand anzusteuern. Auf dem HotDog Flyer war eine vereinfachte Stadtkarte verzeichnet, an der wir uns etwas orientieren konnten. Von Hof läuft man zu einem mäßig befahrenen Kreisverkehr, von dem aus man die “Einkaufsstraße” von Akureyri erreicht. Die Straße ist wirklich traumhaft schön. Es handelt sich um eine kurze, gerade Straße, mit vielen schönen bunten Geschäften auf der linken und einem grünen Hügel mit Lokalen auf der rechten Seite. Vor dem Hügel standen zwei Imbisstände – der besagte HotDog Stand und ein Nudelstand – und oben auf dem Hügel war ein kleines Restaurant. In der Ladenzeile war ein The Viking Laden, vor dem zwei übergroße Trollfiguren aufgestellt waren. Unter anderem dieser Laden hat diese Straße für uns einmalig gemacht.
Wir haben uns also hier beim HotDog Stand zwei HotDogs bestellt: Paul war wagemutig und hat einen “English Breakfast HotDog” mit Speck und Bohnen bestellt; Laura hatte den Klassiker mit Zwiebeln und dreierlei Sauce – und wir waren beide außerordentlich zufrieden. Für uns ist das hier der beste HotDog Islands. In Google Maps ist der Stand übrigens aktuell als “Akureyri Hot Dog Stand - Pylsuvagninn á Akureyri” eingetragen. Der Stand hatte einige Tische mit Stühlen aufgestellt, wo wir uns hingesetzt haben, um dem Treiben in der Fußgängerzone etwas zuzuschauen und einen Blick in die mitgebrachten Prospekte zu werfen. Die Zeit hätte stehen bleiben können, so schön war es hier.
Leider standen die Tische um 14:30 Uhr bereits im Schatten, sodass die Sonne uns nicht weiter warm hielt und wir das Zeit-anhalten auf ein anderes Mal verschieben mussten – wir mussten weiter. Am anderen Ende der Einkaufsstraße befindet sich die Treppe zur Kirche von Akureyri. Die Kirche hier ist wirklich mal ein Alternativentwurf zu den sonst doch recht schlichten kleinen Kirchen Islands. Dadurch, dass das hohe Gebäude nochmals auf einem Hügel steht, wirkte die Gesamthöhe der Kirche noch deutlich höher und wirklich imposant. Leider waren, als wir hier waren, gerade Renovierungsarbeiten, sodass sowohl ein Baukran und Gerüste am Gemäuer standen als auch viele Fenster durch Folien ausgetauscht waren.
Auf dem Rückweg zum Auto bei Hof sind wir noch ein kurzes Stück am Wasser entlang gelaufen. Hier haben wir noch eine weitere “Herz-Ampel” entdeckt. Diese dient aber wohl ausschließlich als Fotomotiv. Das ist eine wirklich nette Idee, zumal sie etwas mehr Verkehrssicherheit verspricht als Fotos von Verkehrsampeln im Einsatz machen zu wollen.
Christmas House
Ein weiteres Ziel, das wir über die Flyer der Touristeninformation gefunden haben, ist das Christmas House bei Akureyri. Knappe zehn Kilometer südlich von Akureyri befindet sich ein Weihnachtsgeschenkeladen, der das ganze Jahr über geöffnet ist. Von Akureyri sind wir die paar Kilometer einfach wieder zurück gefahren, um uns das Weihnachtsspektakel bei gefühlten 23° anzusehen.
Hier gibt es einen Parkplatz, der, als wir ankamen, auch schon gut gefüllt war; das Weihnachtsthema ist halt einfach auch was für Kinder und auch für einheimische Familien eine Ausflug wert. Vom Parkplatz läuft man einige Meter und sieht schon ein mit übergroßem Konfekt geschmücktes Häuschen. Vor diesem Häuschen gab es unter anderem auch noch einen kleinen Laden, der frische Waffeln, Liebesäpfel und Glühwein verkaufte – ganz, wie man sich Weihnachten eben vorstellt. Im eigentlichen Weihnachtsladen angekommen brannte sogar der Kamin. Das war aber den Verkäuferinnen definitiv auch zu warm, weshalb sie sich konstant Luft zugefächert haben. 😅
Der Laden war aber im großen und ganzen so, wie man sich das vorstellt: Alles war Rot/Weiß, überall Reizüberflutung. Von loderndem Kamin über Zuckerstangen und anderen Zuckerschocks, Nussknackern, Nikolaussocken bis hin zu Weihnachtspyramiden und anderer einzigartiger Dekoration findet man hier alles was das Weihnachtsextremistenherz begehrt.
Aufgrund von Reizüberflutung und Frischluftmangel haben wir unsere Aufenthaltsdauer in diesem Laden stark begrenzt.
Neben dem Weihnachtsteil gibt es hier noch einen zweiten (Hof-)Laden, der normalere Geschenkartikel verkauft. Unter anderem hätten wir hier Rhababer kaufen können oder auch frischen Eistee (den konnte man hier sogar probieren und der war wirklich gut). Ein Liter Eistee hätte auch nur 15 € gekostet. Mit dem passenden Kleingeld und ausreichend Freigepäck hätten wir hier bestimmt großzügig Souvenirs eingekauft, so sind wir aber auch hier zwar um einige Eindrücke reicher, aber ohne Einkäufe wieder in Richtung Auto gegangen.
Dalvik
Auf dem weiteren Weg zur Unterkunft ging es weiter am Meer entlang, nun Richtung Norden. Das Fischerdorf Dalvik, das auch mit Whale Watching Touren wirbt, liegt auf dem Weg zwischen Akureyri und Olafsjördur, weshalb wir uns kurzfristig entschlossen haben, hier noch einen kurzen Stop einzulegen. Insbesondere hat uns aber auch die Möglichkeit noch einmal einen Supermarkt zu besuchen, überzeugt, hier noch anzuhalten.
Direkt an der Whale Watching Agentur haben wir unser Auto abgestellt. Einen kurzen Blick in den Whale Watching Laden haben wir riskiert, um aber festzustellen, dass die letzte Tour für diesen Tag bereits beendet war. Tja, wird wohl nichts mehr mit den springenden Walen in freier Wildbahn…
Von hier aus sind wir den Weg am Hafen entlang zum Kjörbúðin Supermarkt gelaufen. Der Weg herunter zum Hafen war wieder mit Regenbogenfarben bemalt. Was es genau mit diesen Farben auf sich hat, die man immer wieder über das ganze Land verteilt findet, haben wir jedoch nicht heraus finden können.
Nach dem Einkauf haben wir einen anderen Weg zurück gewählt: durch die Straßen von Dalvik. Spannend: auf allen Straßenschildern sind Fische abgebildet und alle Straßen sind nach Fischen benannt. Irgendwie passend für ein Fischerdorf, fanden wir. Was uns auch beeindruckt hat: ausnahmslos jedes Haus war in einem Top Zustand. Island ist generell sehr aufgeräumt und gut renoviert, sogar hier, wo man einfach nur wohnt.
Zurück am Auto haben wir den Weg fortgesetzt, wir hatten schließlich noch ein ganzes Stück Strecke vor uns – und wir wollten noch versuchen einen Wasserfall zu finden.
Skigebiet
Versuchen, einen Wasserfall zu finden traf es die ersten 10 Minuten tatsächlich. Auf der Suche nach dem Leyningsfoss sind wir die Straße Skarðsvegur hinauf gefahren. Hier plätscherte an der rechten Seite ein Fluss entlang, an dem wir den Wasserfall vermutet hatten. Als wir ein ganzes Stück den Berg hinauf gefahren sind, haben wir irgendwann sogar ein Skigebiet erreicht, das im Sommer jedoch geschlossen war. Der Skilift war nicht in Betrieb, aber vorhanden. Von hier oben hat man aber einen wunderbaren Ausblick bis zum Siglufjörður – den Fjord am Fuße des Berges. Der blaue Himmel zusammen mit den noch teilweise weißen schneebedeckten Gipfeln, dem tiefgrünen Gras und den Serpentinen hoch zum Skigebiet waren toll anzusehen. Irgendwie hatte ich konstant das Bedürfnis noch weiter nach oben zu müssen, weil mit jedem weitern Meter die Aussicht noch besser wurde. Es fühlte sich alles so frei an hier… aber den Wasserfall hatten wir irgendwie nicht gefunden.
Als wir nochmal nachgelesen haben wo der Wasserfall denn nun sein sollte, haben wir gelesen, dass der Wasserfall in einem Waldstück versteckt sein soll. Naja, auf dem Weg nach oben sind wir an einem Waldstück vorbei gefahren. Hier gab es eine Einfahrt, die wir zunächst für einen Golfclub oder ähnliches hielten. Irgendwo dort muss er also sein, der Leyningsfoss. Also ging es die ganzen Serpentinen wieder hinunter, bis zum Wald, der sich recht weit unten befand.
Leyningsfoss
Kurz nachdem der Wald begann, gab es einen Parkplatz. Hier haben wir einfach angehalten, in der Hoffnung den Wasserfall zu finden. Vom Parkplatz verlief ein Weg in Richtung Wald, auch wenn dieser Weg kaum ausgebaut war. Hierbei habe ich mir nicht viel gedacht, Laura ist jedoch aus diesem Grund im Auto geblieben. Abenteuerlustig bin ich immer tiefer über kaum erkennbare Wege in den Wald gelaufen. Zwischenzeitlich habe ich mich schon gefragt, ob ich den Weg zurück eigentlich wirklich finden würde. 😅
Nach einigen Metern (vielleicht 50, vielleicht 150?) kam ich an einen etwas offensichtlicheren Weg, der mit Rindenmulch ausgelegt war. Meine Hoffnung war, dass wenn hier ein Weg ist, hier auch etwas sein musste. Vielleicht ja der Leyningsfoss?
Meinem Gefühl folgend lief ich den Weg nach links, bergab weiter. Der Parkplatz, von dem wir kamen war ja recht nah am höhergelegenen Ende des Waldrandes, weshalb der Wald nach unten (also links) noch größer sein musste, als nach oben (nach rechts). Nach einigen weiteren Metern auf diesem Weg habe ich Stimmen gehört. Und tatsächlich: als mein Weg auf einen zweiten Weg traf, habe ich zwei weitere Menschen getroffen. Nach ein paar Sätzen auf Englisch stellte sich heraus, dass die beiden aus Leipzig kamen und auch den Leyningsfoss suchten. Etwas entfernt konnte man aber schon einen Wasserfall rauschen hören, was mein Gefühl bestätigte, auf dem richtigen Weg zu sein.
Gemeinsam liefen wir unseren Ohren nach den Weg weiter und nur wenige Meter später haben wir auch tatsächlich den Wasserfall gefunden. Er versteckt sich hier mitten im Wald und ist sehr sehenswert. Diese ruhige Lage und das viele Grün um den Wasserfall herum macht auch diesen Wasserfall einzigartig. Er ist wirklich anders, als die anderen kargen Wasserfälle, die man in Island sonst vorfindet. Nicht nur die Optik macht hier den Unterschied, sondern auch die Luft ist eine andere. Und die trägt nicht wenig zum Gesamtgefühl bei. Wobei ich zugeben muss: mit etwas weniger Insekten in der Luft, wäre dieses “Gesamtgefühl” noch besser gewesen.
Als ich wieder zurück wollte, habe ich mich entschieden, den Weg zu laufen, von dem die anderen Deutschen kamen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich den “korrekten” Weg genommen habe. Wie sich herausstellte, kam ich so auch nach wenigen hundert Metern zur Straße, jedoch ein ganzes Stück weiter den Berg herunter – ich war genau an der Stelle angekommen, die ich noch vor einer Stunde für die Einfahrt eines Golfclubs gehalten hatte.
Einen Anruf später hat Laura mich dann mit dem Auto hier eingesammelt, um die letzte Etappe für diesen Tag zu starten: zu unserer Unterkunft Guesthouse Gimbur.
Tunnelweg
Zum Abschluss des Tages mussten wir noch den letzten Weg zum Guesthouse bewältigen. 40 Kilometer klingen erstmal recht trocken, aber der Weg hatte es wirklich in sich. Rechts vom Auto war fast pausenlos der Abgrund und das Meer, links Felswände. Auf der Strecke ins Nirgends waren zudem insgesamt drei, zum Teil einspurige, Tunnel, von denen einige gerade sogar in Renovierung waren. Das folgende Video ist zwar lang, aber beeindruckend:
Guesthouse Gimbur
Unterkunft bei Booking.com
Webseite der Unterkunft
Guesthouse Gimbur | Datum: 31.07. – 01.08.2019 | |
Check In | 14:00 - 23:00 Uhr | |
Check Out | 07:00 - 12:00 Uhr | |
Inklusivleistungen | Parkplatz | |
Bemerkung | Doppel-/Zweibettzimmer mit Meerblick | |
Preis: 120 € |
Das Guesthouse Gimbur zählt auch zu einem unserer Highlight Unterkünfte.
Von Akureyri sind wir über verschiedene Fischerdörfchen und durch mehrere Tunnel irgendwann hoch im Norden beim Guesthouse Gimbur angekommen. Das Guesthouse Gimbur scheint noch relativ neu zu sein und sieht sehr schick aus. Wir wurden herzlich von Hund und Eigentümerin begrüßt und wurden zu unserem Zimmer geführt. Wir hatten eigentlich ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad gebucht. Geschlafen haben wir aber in einem neueren Gebäudeteil, in dem wir ein eigenes Bad mit Dusche und Toilette am Schlafzimmer hatten.
Diese Unterkunft hat eine schöne Holzterrasse, auf der ein Hot Tub mit großartigem Blick direkt aufs Meer stand. Die Terrasse ist durch hohe Holzwände gut vor Wind geschützt, hat aber Fenster in der Holzwand eingelassen, sodass der Blick aufs Meer nicht vollständig verbaut ist. Der Hot Tub wird hier jeden Abend mit frischem Wasser befüllt und kann bis 23 Uhr genutzt werden. Die Küche ist schon etwas älter, aber auch gut ausgestattet. Der Inhaberin war beim Rundgang besonders wichtig zu erwähnen, dass es auch Kunststoff-Becher gibt, die man mit in den Hot Tube nehmen darf.
Kaffee stand zu jeder Zeit auf dem Tisch. Im offiziellen Gebäudeteil gab es noch einen riesigen Aufenthaltsraum mit Sofa und Fernseher, fünf Tischen mit Stühlen, einem Regal mit verschiedenen Spielen und Büchern, sowie einem Teleskopfernglas mit dem man Wale im Meer beobachten (suchen) konnte. Der Aufenthaltsraum oben war mit ganz vielen Fenstern versehen sodass es ein ebenso heller mit Sonnenlicht gefluteter wie warmer Raum war. Unser Zimmer war relativ klein und konnte leider nicht wirklich belüftet werden. Wir haben deshalb die Nacht über mit offener Tür schlafen müssen, da es sonst zu stickig geworden wäre. Ein Fenster zum Öffnen gab es (noch) nicht. Auschecken musste man bis 11:00 Uhr am nächsten Morgen. Wir wurden von der Inhaberin gefragt, wie unsere Reisepläne für diesen Tag sind und haben noch Tipps mit auf den Weg bekommen.
Wir fanden die Nacht im Guesthouse Gimbur wirklich toll. Man muss sich natürlich überlegen ob die Unterkunft nicht ein bisschen weit weg vom Schuss ist. Bei einer 10-tägigen Reise würde ich nicht so hoch in den Norden fahren. Bei 21 Tagen hat man dafür schon Zeit und kann sich auf das Abenteuer einlassen. Der Weg war auf jeden Fall auch sehr spannend.